Freitag, 24. Mai 2013

Fußball

Fußball ist ja fast weltweit verbindendes Kulturgut unter Männern. Da ist Tansania gewiss keine Ausnahme.
Am Anfang hatte ich den Eindruck, dass (um es mit Uli Hoeness' Worten auszudrücken) sowohl Bayern als auch Dortmund in Bezug auf Tansania "eine recht regionale Angelegenheit" sind. Man sieht Chelsea, ManU, Arsenal, Real, Barca und Inter Trikots, wobei die Engländer dominieren und nur die Spanier halbwegs mithalten können.
Das heißt aber nicht, dass hier ein großer Respekt vor den deutschen Mannschaften herrscht. Einige, offensichtlich seeeeeeeehr fachkundige, OP Mitarbeiter haben auch Bayerns Triumph über Barcelona vorhergesagt ;-) Schon ab den Halbfinale ging es unter der Woche eigentlich nur darum, wer spielt, wer gewinnt und alles außenrum.
Mittlerweile habe ich auch schon ein paar Deutschland und 3 Bayern Trikots gesehen (das beste war das Rot-Blaue mit Lothar Matthäus). Außerdem habe ich die Vermutung, dass der Überhang an englischen Trikots auch einfach der Tatsache geschuldet ist, dass die am einfachsten zu bekommen sind. Mir wurde gesagt, dass die meisten Tansanier (außer bei ihrem wirklichen Lieblingsklub) recht wankelmütig sind und gerne mal während eines Spiels die Seiten wechseln.
Daher kann ich nur hoffen, dass nach Samstag Abend die Anzahl der Bayernfans deutlich zugenommen hat.

Besondere Grüße an Peter: Betablocker i.v. und dann wird das schon! Ich wäre auch jetzt bereit dein Angebot von Anfang der Saison anzunehmen ("wenn Dortmund ins CL Finale kommt, ist es mir auch egal wenn sie da gegen Bayern verlieren").

Mittwoch, 22. Mai 2013

Reisebericht

Wir hatten euch ja ein bisschen unsere bisherigen Reisen beschrieben. Letzten Freitag war es mal wieder so weit, diesmal jedoch wesentlich luxuriöser. Wir machten uns auf den Weg nach Moshi, zu einem Besuch bei unserer Gastfamilie. Da der Pastor und Krankenhausadministrator eine der Gründungsschwestern des Krankenhauses mit seinem Auto nach Daressalam brachte, konnten wir einen Teil unseres Weges sehr komfortabel mit ihnen im Auto verbringen. 
unsere Mitfahrgelegenheit
Auf dem Weg gab es einige Zwischenstops, u.a. beim Finanzamt, wo der Pastor für eine Unterschrift und einen Stempel ca. 2 Stunden lang warten musste (und wir natürlich mit). In Iringa, wo wir eine Nacht verbrachten, trennten sich unsere Wege und wir fuhren von dort auf altbewährte Weise mit dem Bus weiter nach Moshi. Die Bustickets besorgten wir uns noch am Abend für den nächsten Tag, leider gab es keinen 6 Uhr Bus, wie es in Tanzania oft üblich ist, daher begnügten wir uns mit dem um 10 Uhr. Der hatte der dann noch Verspätung (er kam von Mbeya nach Iringa) und wir fuhren erst gegen 12 Uhr mittags los. Demzufolge kamen wir erst gegen halb 1 nachts ziemlich geschlaucht in Moshi an. 
Maandazi, süßes Hefeteiggebäck
(man beachte das deutsche Zeitungspapier, das als Verpackung dient)
Mittlerweile gefällt uns die Art zu reisen hier eigentlich. Wir packen gar kein Lunchpaket mehr, sondern kaufen, wie alle anderen auch unterwegs ein: Sambusa (Fleischtaschen), Pommes mit Huhn, Reisküchlein etc. Und zwar nicht nur für den schnellen Hunger: überall wo hin und wieder Busse anhalten werden die lokalen Früchte und Gemüse verkauft. Da sämtliche Transportkosten wegfallen und man meistens vom Erzeuger direkt kauft ist das fast die günstigste Art einzukaufen. In unserem Beispiel: ein kompakt geschnürtes Netz mit 50 (!!!) Orangen für 1 Euro. Und nun das Beste: wer nicht will, muss dafür nichtmal den Bus verlassen. Kaum hält ein Bus, stürmen 5 bis 10 Verkäufer darauf zu und halten ihre Ware an die Fenster. Viel bequemer einkaufen geht kaum und so ist es üblich einen ganzen Wocheneinkauf auf dem Weg zu erledigen. Ananas, ganze Netze voll Orangen, Brot, Tomaten oder auch mal ein Huhn wandern dabei in die Taschen der Insassen. Sogar Zahnpasta, Seife und andere Hygieneartikel werden auf diese Weise ver- und gekauft. Hier in Tanzania ist es grundsätzlich eine nette Geste, jemandem Obst oder Gemüse mitzubringen, vor allem wenn man irgendwo eingeladen ist. So wurden auch unsere unterwegs gekauften Orangen von den Njaos (unsere Gastfamilie) sehr wertgeschätzt.Falls ihr euch wundert, warum wir schon wieder "Ferien" machen, statt in Litembo zu arbeiten: der Grund unserer Reise in den Norden ist das Treffen mit Davids Eltern am Samstag in Arusha (2 Stunden von Moshi). Mit ihnen und Davids Schwester Anne werden wir 2 Wochen in Tanzania herumreisen, worauf wir uns schon sehr freuen.Unten seht ihr ein paar Impressionen von Peramiho, einer Stadt in der Nähe von Songea. Dort machten wir kurz im Kloster halt.









Freitag, 10. Mai 2013

Wir gehen mal kurz einkaufen...

Wir machen ein Gedankenexperiment. Stellt euch vor es ist Mittwoch und ihr habt folgende Besorgungen zu machen:
Tomaten, Zwiebeln, Knoblauch, Senf, Ananas, Schokolade, Honig, Öl, Kerzen, Streichhölzer und Stoffe für Kleider und zu guter Letzt Geld abheben.
Wie läuft das bei euch ab? Wie lange dauert es? Wo wird alles besorgt?...
Bitte jetzt vorstellen ;)

Fertig?

Nun unser tansanisches Kontrastprogramm, gleiche Mission "David und Pia gehen einkaufen".
5.10 Uhr. Der Wecker klingelt. Es ist dunkel, kein Strom.Taschenlampenlicht.
5.45 Uhr. Frühstück
6.00 Uhr. Warten auf das örtliche Nahverkehrsmittel (Jeep).
6.30 Uhr. Abfahrt
8.00 Uhr. Ankunft in Mbinga (nächstgrößere Stadt)

Busbahnhof
Hier starten wir unsere Tour. In Mbinga gibt es genau 2 große Straßen: eine für Autos und Pikipikis (Motorräder) und eine "Einkaufsmeile". Dazu ein paar kleine Seitenstraßen, ansonsten viel Wohnraum.


Erster Punkt auf unserer Tagesordnung sind die Stoffe. Dazu laufen wir erstmal die gesamte Hauptstraße hinunter um die kleine Seitenstraße zu finden, in der es einige Stoffläden geben soll. Unerwartet schnell haben wir sie auch gefunden und "kämpfen" uns nun von einem Laden zum nächsten.
Diese Stoffgeschäfte sind allerdings eine kleine Herausforderung. Sie sehen nämlich in der Regel folgendermaßen aus: der Eingang ist mit gefälschten Fußballtrikots, glitzernd-glänzenden Prinzessinnenkleidern in den grellsten Farben (in Deutschlan ideales Faschingskostüm, hier schönstes Sonntagskleid) und anderen Dingen so zugehangen, dass man oft gar nicht weiß ob es nun im Innern einen Berg Plastikschuhe oder tatsächlich Stoffe zu kaufen gibt. Hat man es durch den Kleiderdschungel dann ins Innere geschafft erwartet einen eine ca. 5 Quadratmeter große Ladenfläche mit einem großen Tresen, hinter dem sich aufgehangen zahlreiche Stoffe befinden. Die Crux an der Sache ist auf der einen Seite, dass sämtliche Stoffe fein säuberlich zusammengefaltet und möglichst eng aneinander aufgehangen werden und auf der anderen, dass es mehr oder weniger dunkel ist. Man versucht nun also in diesem Dämmerlicht aus 2 Meter entfernung die Stoffe anhand des einen sichtbaren Zentimeters zu beurteilen um dann nach ausgewählten Exemplaren zu fragen, die man näher betrachtet.
Haupteinkaufsstraße
Alles in allem also eine nicht zu unterschätzende Angelegenheit, die Geduld und Übung erfordert.
10.30 Uhr Nach (für David) gefühlten 5 Stunden ist es auch erstmal Zeit für eine Chai-Pause. Wir setzen uns in ein Café. Es gibt Chai und dazu Chapati (Weizenfladen) und Vitumbua (Kleine Küchlein aus Reismehl).

11.00 Uhr Die Mission geht weiter. Frisch gestärkt machen wir uns wieder auf den Weg. Nächster Punkt auf der Tagesordnung: Kerzen.
Dazu haben wir uns wieder auf zum anderen Ende der "Innenstadt" gemacht, zum Kloster. Dort stellen die Schwestern Kerzen (3,50 € pro Kerze) her. 




Klostergelände



Nun fehlen uns noch die passenden Streichhölzer und unsere lange Lebensmittelliste gilt es ja auch noch abzuarbeiten.
Doch vorher noch ein kurzer Abstecher zur Bank, die ist nämlich ganz in der Nähe.
Der Geldautomat spuckt sogar Geld aus, das war also schonmal ein voller Erfolg.
Dann geht es weiter, wieder in die entgegengesetzte Richtung.
Auf dem Weg finden wir auch die Streichhölzer, genau wie das Öl, welches generell für tansanische Verhältnisse recht teuer ist (2 € pro Liter). Ebenso finden einen Laden in dem wir Honig erspähen, obwohl der Inhaber an der Theke steif und fest behauptet es gäbe keinen. Mit unserer Hilfe findet er dann aber doch das erfragte Gut und 2 Gläschen Honig (2 € pro Glas) wandern in unsere Taschen.
Schnell noch auf den Markt, wo wir Tomaten (ca.25 Cent pro Kilo), Zwiebeln (gleicher Preis wie Tomaten) und Knoblauch (5 Cent pro Knolle) kaufen. Jetzt heißt es nochmal einige Stoffläden abklappern.
15.30 Uhr. Die Zeit verging wie im Flug und wir haben für heute genug Sport gemacht.
Schokolade, Senf (was übersetzt übrigens "Medizin für Wurst" heißt) und Ananas suchten wir vergeblich.
Der letzte Jeep nach Hause soll aber ca. um 16 Uhr fahren, also bleibt keine Zeit mehr für weitere Suche.
16.30 Uhr Der Jeep ist da, wir kaufen unsere Tickets (2,50 € pro Person) und warten auf die Abfahrt.
17.30 Uhr Wir warten immernoch.
18.15 Uhr Wir fahren los. Ein voll bepacktes Auto wäre in diesem Fall eine völlige Untertreibung.
Auf der Fahrt, die normalerweise ca. 1h dauert, halten wir gefühlte 100 Mal. Hier steigt mal jemand aus, dort wird ein Sack Ugali abgeliefert oder Bier. So zieht sich die ("äußerst komfortable" Fahrt) schnell in die Länge. 
20.00 Uhr Wir kommen nach fast 2h Fahrt endlich zu Hause an.
Fazit des Tages: Wir haben Honig, Öl, Tomaten, Zwiebeln, Knoblauch, Kerzen und Streichhölzer besorgt, sind dafür um 5 aufgestanden, 7 Stunden durch die Stadt gelaufen, haben ca. 20 Geschäfte/Stände besucht und für Lebensmittel ca. 12, für verschiedenste Stoffe (15-20m) ca. 25 € ausgegeben und um 20 Uhr endlich nach Hause gekommen.
Erschöpft und zufrieden gehen wir ins Bett.

Freitag, 3. Mai 2013

Pulvermilch

Hier in Tansania haben wir übrigens eine Entdeckung gemacht: Milchpulver.
Da Milch teuer und bei Stromausfall ungekühlt auch nicht mehr als 1 Tag haltbar ist gibt es von einer großen Lebensmittelfirma Milchpulver zu kaufen. Das ist zwar auch schweineteuer, aber nicht mit dem deutschen Kaffeeweißer zu verwechseln. Wasser plus Milchpulver gibt tatsächlich akzeptabel schmeckende Milch und im Kaffee oder Tee macht es kaum einen Unterschied zu normaler Milch.
Das ist einer der kleinen Luxusartikel, die wir uns hier gönnen.


Mittwoch, 1. Mai 2013

Endlich mal wieder


Freitag war „Union Day“ hier in Tansania, der Tag der Einheit des Landes. An diesem Tag wird der Vereinigung von Tanganjika, dem Festland  und der Insel Sansibar vor fast 50 Jahren gedacht.

Daher hieß es auch für uns einen Tag früher ins Wochenende zu gehen, da im Krankenhaus nur Bereitschaftsdienst war.

Nach drei Wochen die wir nun schon hier leben, kommen wir im Krankenhaus immer mehr an und haben bereits einen guten Einblick erhalten, was einerseits die medizinische Versorgung für die Patienten und auf der anderen Seite für die Ärzte hier bedeutet.

Obwohl Pia auf der Inneren Station angefangen hat, sehen wir uns meistens gegen 11 im OP wieder. Mittlerweile assistieren wir beide recht regelmäßig bei den verschiedenen Operationen. 

Da es hier "nur" einen OP gibt, wird hier von der Fraktur bis zur Gebärmutterentfernung und Kaiserschnitt alles gemacht; für und als Studenten natürlich unheimlich viel zu sehen und lernen.

An viele Dinge hier im Krankenhaus mussten wir uns aber erst einmal gewöhnen, der Unterschied zu Deutschland ist, obwohl wir das erwartet hatten, groß. Zudem neigt sich hier die Regenzeit zuende, was den Beginn der Kaffeeernte bedeutet. Die Menschen hier in der Region, die überwiegend von Landwirtschaft, hauptsächlich dem Kaffeeanbau, leben, sind deswegen auf den Feldern beschäftigt und zögern es teilweise sehr lange hinaus bei Krankheit ins Hospital zu kommen. Das hat zur Folge, dass einerseits das Krankenhaus nicht ausgelastet ist und andererseits Patienten, welche kommen oft sehr krank sind und nicht mehr viel für sie getan werden kann.

Auch ist hier die Einstellung zu Krankheit und Tod eine ganz andere, als wir sie gewohnt sind, was doch immer wieder sehr befremdlich für uns ist. Sowohl Kranke und Angehörige als auch die Ärzte finden sich hier schnell mit Krankheit und Leid, sowie dem Tod ab.

Das zeigt sich im Alltag in verschiedenen Dingen. So hat zum Beispiel die Reanimation keinen großen Stellenwert; vielleicht auch, weil Mittel zur intensivmedizinschen Nachbehandlung fehlen.

Das soll nicht heißen, dass der Tod eines Menschen den Ärzten und Angehörigen nicht nahegeht, vielmehr besteht der Unterschied in dem Prozess vorher und der Einstellung zum Leben selbst. Wenn jemand krank ist, so werden immer beide Möglichkeiten eingeräumt: Genesung und Tod.


Auch für uns geht es natürlich nicht nur um Krankhheit, sondern wir versuchen auch unsere Freizeit zu genießen. Da Litembo von vielen kleinen Bergen umgeben ist, gehen wir oft ein wenig wandern. Beliebte Ziele sind der Likengema und das „Kreuz“ (ein kleiner Berg mit Gipfelkreuz). Von dort hat man eine wunderbare Aussicht, bei gutem Wetter kann man von beiden Gipfeln auf den Nyassasee (Malawisee) sehen. Der Likengema ist der höchste Berg hier in der Umgebung (ca 2000 m). Dort haben wir bei unserem letzten Ausflug versucht die Stimmung und Aussicht ein wenig einzufangen:



diese Jungs hatten gemerkt, dass wir den Weg nicht kannten und haben uns dann einfach bis zum Gipfel begleitet