Freitag, 10. Mai 2013

Wir gehen mal kurz einkaufen...

Wir machen ein Gedankenexperiment. Stellt euch vor es ist Mittwoch und ihr habt folgende Besorgungen zu machen:
Tomaten, Zwiebeln, Knoblauch, Senf, Ananas, Schokolade, Honig, Öl, Kerzen, Streichhölzer und Stoffe für Kleider und zu guter Letzt Geld abheben.
Wie läuft das bei euch ab? Wie lange dauert es? Wo wird alles besorgt?...
Bitte jetzt vorstellen ;)

Fertig?

Nun unser tansanisches Kontrastprogramm, gleiche Mission "David und Pia gehen einkaufen".
5.10 Uhr. Der Wecker klingelt. Es ist dunkel, kein Strom.Taschenlampenlicht.
5.45 Uhr. Frühstück
6.00 Uhr. Warten auf das örtliche Nahverkehrsmittel (Jeep).
6.30 Uhr. Abfahrt
8.00 Uhr. Ankunft in Mbinga (nächstgrößere Stadt)

Busbahnhof
Hier starten wir unsere Tour. In Mbinga gibt es genau 2 große Straßen: eine für Autos und Pikipikis (Motorräder) und eine "Einkaufsmeile". Dazu ein paar kleine Seitenstraßen, ansonsten viel Wohnraum.


Erster Punkt auf unserer Tagesordnung sind die Stoffe. Dazu laufen wir erstmal die gesamte Hauptstraße hinunter um die kleine Seitenstraße zu finden, in der es einige Stoffläden geben soll. Unerwartet schnell haben wir sie auch gefunden und "kämpfen" uns nun von einem Laden zum nächsten.
Diese Stoffgeschäfte sind allerdings eine kleine Herausforderung. Sie sehen nämlich in der Regel folgendermaßen aus: der Eingang ist mit gefälschten Fußballtrikots, glitzernd-glänzenden Prinzessinnenkleidern in den grellsten Farben (in Deutschlan ideales Faschingskostüm, hier schönstes Sonntagskleid) und anderen Dingen so zugehangen, dass man oft gar nicht weiß ob es nun im Innern einen Berg Plastikschuhe oder tatsächlich Stoffe zu kaufen gibt. Hat man es durch den Kleiderdschungel dann ins Innere geschafft erwartet einen eine ca. 5 Quadratmeter große Ladenfläche mit einem großen Tresen, hinter dem sich aufgehangen zahlreiche Stoffe befinden. Die Crux an der Sache ist auf der einen Seite, dass sämtliche Stoffe fein säuberlich zusammengefaltet und möglichst eng aneinander aufgehangen werden und auf der anderen, dass es mehr oder weniger dunkel ist. Man versucht nun also in diesem Dämmerlicht aus 2 Meter entfernung die Stoffe anhand des einen sichtbaren Zentimeters zu beurteilen um dann nach ausgewählten Exemplaren zu fragen, die man näher betrachtet.
Haupteinkaufsstraße
Alles in allem also eine nicht zu unterschätzende Angelegenheit, die Geduld und Übung erfordert.
10.30 Uhr Nach (für David) gefühlten 5 Stunden ist es auch erstmal Zeit für eine Chai-Pause. Wir setzen uns in ein Café. Es gibt Chai und dazu Chapati (Weizenfladen) und Vitumbua (Kleine Küchlein aus Reismehl).

11.00 Uhr Die Mission geht weiter. Frisch gestärkt machen wir uns wieder auf den Weg. Nächster Punkt auf der Tagesordnung: Kerzen.
Dazu haben wir uns wieder auf zum anderen Ende der "Innenstadt" gemacht, zum Kloster. Dort stellen die Schwestern Kerzen (3,50 € pro Kerze) her. 




Klostergelände



Nun fehlen uns noch die passenden Streichhölzer und unsere lange Lebensmittelliste gilt es ja auch noch abzuarbeiten.
Doch vorher noch ein kurzer Abstecher zur Bank, die ist nämlich ganz in der Nähe.
Der Geldautomat spuckt sogar Geld aus, das war also schonmal ein voller Erfolg.
Dann geht es weiter, wieder in die entgegengesetzte Richtung.
Auf dem Weg finden wir auch die Streichhölzer, genau wie das Öl, welches generell für tansanische Verhältnisse recht teuer ist (2 € pro Liter). Ebenso finden einen Laden in dem wir Honig erspähen, obwohl der Inhaber an der Theke steif und fest behauptet es gäbe keinen. Mit unserer Hilfe findet er dann aber doch das erfragte Gut und 2 Gläschen Honig (2 € pro Glas) wandern in unsere Taschen.
Schnell noch auf den Markt, wo wir Tomaten (ca.25 Cent pro Kilo), Zwiebeln (gleicher Preis wie Tomaten) und Knoblauch (5 Cent pro Knolle) kaufen. Jetzt heißt es nochmal einige Stoffläden abklappern.
15.30 Uhr. Die Zeit verging wie im Flug und wir haben für heute genug Sport gemacht.
Schokolade, Senf (was übersetzt übrigens "Medizin für Wurst" heißt) und Ananas suchten wir vergeblich.
Der letzte Jeep nach Hause soll aber ca. um 16 Uhr fahren, also bleibt keine Zeit mehr für weitere Suche.
16.30 Uhr Der Jeep ist da, wir kaufen unsere Tickets (2,50 € pro Person) und warten auf die Abfahrt.
17.30 Uhr Wir warten immernoch.
18.15 Uhr Wir fahren los. Ein voll bepacktes Auto wäre in diesem Fall eine völlige Untertreibung.
Auf der Fahrt, die normalerweise ca. 1h dauert, halten wir gefühlte 100 Mal. Hier steigt mal jemand aus, dort wird ein Sack Ugali abgeliefert oder Bier. So zieht sich die ("äußerst komfortable" Fahrt) schnell in die Länge. 
20.00 Uhr Wir kommen nach fast 2h Fahrt endlich zu Hause an.
Fazit des Tages: Wir haben Honig, Öl, Tomaten, Zwiebeln, Knoblauch, Kerzen und Streichhölzer besorgt, sind dafür um 5 aufgestanden, 7 Stunden durch die Stadt gelaufen, haben ca. 20 Geschäfte/Stände besucht und für Lebensmittel ca. 12, für verschiedenste Stoffe (15-20m) ca. 25 € ausgegeben und um 20 Uhr endlich nach Hause gekommen.
Erschöpft und zufrieden gehen wir ins Bett.

2 Kommentare:

  1. Da habt ihr mir nen guten Lacher beschert ;)

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  2. Ziemlich amüsanter Eintrag :) Wünsche euch weiterhin tolle und einzigartige Erfahrungen!

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